Erfindungen von Emanuel Moor.

Emanuel Moors Streben war es, Musik noch vielschichtiger zu machen und den Virtuosen noch mehr Möglichkeiten für den musikalischen Ausdruck an die Hand zu geben. So erdachte er Lösungen sowohl für Pianisten als auch für Streicher.

Doppelmanualflügel

Das Moor-Klavier hat zwei Tastaturen. Die untere entspricht der Tastatur eines normalen Pianos. Die Tasten der oberen Klaviatur sind genauso angeordnet, nur schlagen diese die Töne eine Oktave höher an. Mit Hilfe eines Pedals kann man beide Klaviaturen koppeln. Schlägt man nun auf dem unteren Manual einen Ton an, klingt die obere Oktave mit. Schnelle Oktavpassagen zu spielen ist somit keine Schwierigkeit mehr.

Durch die Anordnung der beiden Manuale kann man mit einer Hand Akkorde anschlagen, die bis zu zwei Oktaven reichen. Weite Lagen muss man so nicht mehr arpeggieren. Eine weitere Erfindung ist, das Ende der weißen Tasten des unteren Manuals so zu erhöhen, dass sie auf einer Ebene mit den schwarzen liegen. So kann man chromatische Glissandi spielen. Hauptvorzüge der Moorschen Erfindung sind somit technische Erleichterungen und großer klanglicher Farbenreichtum.

Ein weiterer Bösendorfer-Moor-Konzertflügel befindet sich in den Hurstwood Farm Piano Studios. Das Instrument gehört Richard Dain und wurde von ihm restauriert. Der Flügel stammt aus dem Besitz der Pianistin Winifred Christie, der zweiten Frau von Emanuel Moor.

Bösendorfer Moór-Flügel aus dem Besitz von Andreas Beurmann

Weitere Informationen zum Doppelmanualflügel finden Sie auch hier: http://duplexpiano.de

Streichinstrumente

Bei den Streichinstrumenten wollte Emanuel Moor ein klanglich größeres Volumen verbunden mit einer günstigeren Herstellung erreichen.

Er behielt ihre konventionelle Größe und ihren Grundriss bei, änderte aber Profil und innere Konstruktion. Die Decke hat in der Längsrichtung keine Wölbung, weist aber quer zwei Wölbungen auf, so dass die Mittelfuge tiefer liegt. Dadurch hat die Decke größere Tragfähigkeit und kann dünner gebaut werden. Sie wird nicht ausgehobelt, sondern gebogen, so dass die Holzfasern nicht angeschnitten werden.

Die Zargenhöhe ist dadurch nicht gleichmäßig, sondern passt sich der Wölbung an. Durch die geringere Deckenstärke versprach sich Moór eine größere Resonanzfähigkeit.

Die Instrumente - Violine, Viola, Violincello - wurden von Neuner und Hornsteiner in Mittenwald hergestellt und von Bechstein signiert und vertrieben. Die Violinproduktion begann im Oktober 1930, Viole und Celli folgten im Mai 1931.

Die Direktion der Berliner Philharmonie bestellte eine ganze Serie zum experimentellen Gebrauch. Das Ganzel-Quartett in Leipzig rüstete sich mit einem kompletten Satz von Moor-Instrumenten aus.

Viola aus dem Besitz von Josef Krätz